"The true North strong and free"
Kanada, du Nordland stark und frei, so heißt es in der kanadische Nationalhymne.
Nicht besser hätte man den Charakter des Landes in einem Satz beschreiben können. Kanada, das bedeutet Freiheit. Kanada, das ist das Land des Nordens, fest im Griff von Eis und Schnee, Permafrost und Blizzards. Kanada, das bedeutet auch dunkle Winternächte, in denen die Natur zum Ausgleich eine Lichtshow der besonderen Art bietet: das Nordlicht. Der dünn besiedelte und fast menschenleere Norden steht für Einsamkeit und Stille. Kanada ist ein raues Land, das erobert werden will. Seine wahre Natur, die romantische Seele, zeigt es erst auf den zweiten Blick. Kanada ist kein Land, das die Arme ausbreitet und geliebt werden will, sondern ein Land, das prüft, wer seiner wert ist. Kanada eignet sich nicht für eine flüchtige Liebschaft, denn wer es einmal liebt, wird es nie mehr vergessen können und immer wieder zurückkehren.
Die Natur ist atemberaubend und das Land verfügt über eine landschaftliche Abwechslung, die ihresgleichen sucht. Weite und Wildnis stehen in Kanada an erster Stelle. Idyllische klare Bergseen, endlose Wälder, wilde Flüsse, zauberhafte Wasserfälle, romantische Küstenabschnitte, tosende Meeresbrandung, arktische Tundra und majestätische Berge. Kanada steht vor allem für Weite und Wildnis und kaum ein anderes Land ist so facettenreich. Die Größe des Landes wird ersichtlich, wenn man sich vorstellt, dass es im zweitgrößten Land der Erde sechs Zeitzonen gibt.
Der kanadische Schild im Osten mit uraltem Gneiß und Granitgestein wurde durch tektonische Verschiebungen und die Gletscher der Eiszeit geformt.
Charakteristisch für diese Landschaft sind boreale Wälder mit Fichten, Lärchen und Tannen. Vor der nordöstlichen Atlantikküste liegen die "Great Banks". Lange Zeit zählten sie zu den reichsten Fischgründe der Welt. Die Atlantikprovinzen bilden die Appalachenregion und sind bekannt für ihre zerklüfteten Berge. Die Long Range Mountains, die schroffen Klippen und tiefen Fjorde Neufundlands bilden den malerischen Außenposten Kanadas, dem leider viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das Tiefland um den St. Lorenz Strom und die großen Seen sind am dichtesten besiedelt und von großer wirtschaftlicher Bedeutung: Auch der Zuckerahorn fühlt sich hier besonders wohl. In den Prärieebenen von Manitoba, Saskatchewan und Alberta erstrecken sich Weizen-, Hafer-, Gerste- und Rapsfelder bis zum Horizont. Dieses Gebiet wird auch die Kornkammer Kanadas genannt. Wenn der Himmel plötzlich pechschwarz wird, Blitze zuckend über die wogenden Felder huschen, der Donner grollt und der Regen in schweren Tropfen auf den Boden schlägt, dann erlebt man eines der vielen Sommergewitter.
Das Klima an der Pazifikküste von British Columbias ist mild und regenreich. Hier wächst der gemäßigte Regenwald und bietet Lebensraum für riesige Rot-Zedern, Douglasien und Hemlocktannen. Die Cascade Mountains entlang der Westküste und die Rocky Mountains bieten weitere landschaftliche Höhepunkte. Auch die arktische Tundra nördlich der Baumgrenze hat ihre Reize. Auf dem kargen Boden wachsen Gräser, Moose, Flechten und niedriges Buschwerk. Die Zeit des Wachstums im Sommer ist intensiv aber kurz, die Winter sind unbarmherzig und dunkel. Permafrost führt ein eisiges Regiment und nur die obere Bodenschicht taut bei warmen Wetter.
Kanada ist ein Land, in dem die Natur noch allgegenwärtig ist und einen hohen Stellenwert einnimmt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das bekannteste nationale Symbol aus der Natur stammt.
Wer denkt nicht an Kanada, wenn er das stilisierte rote Ahornblattes sieht. Schon die Ureinwohner gewannen aus dem Saft des Ahornbaumes den heute weltbekannten kanadischen Ahornsirup. Das Ahornblatt tauchte angeblich bereits um 1700 als kanadisches Symbol auf. Zu Ruhm gelangte es auch durch das inoffizielle Nationallied der Konföderation Kanada - "The Maple Leaf Forever" - 1867 von Alexander Muir geschrieben. Erst am 1. Juli 1980 wurde es offiziell durch die Nationalhymne "O Canada" abgelöst. Das Ahornblatt ist somit eines der ältesten Symbole für die nationale Identität des Landes, dennoch wurde der Ahornbaum erst am 25. April 1996 zum offiziellen Staatssymbol Kanadas ernannt. Am 15. Februar 1965 um punkt zwölf wurde die kanadische Flagge mit dem symbolträchtigen 11-zackigen Ahornblatt auf dem Parliament Hill in Ottawa gehisst und zur offiziellen Landesflagge erklärt. Die Farben rot und weiß gelten seit 1921 als die offiziellen Landesfarben Kanadas. Weiß symbolisiert England und Rot Frankreich, so dass beide Gründerstaaten auf der Flagge vereint sind.
Nach einer kurzen Siedlungsphase der Wikinger in Neufundland vor etwa 1.000 Jahren, landete 1497 John Cabot in der neuen Welt und beanspruchte diese Entdeckung für die englische Krone. Jacques Cartier erreichte Kanada 1534 und nahm das Land des oberen St. Lorenzstroms für Frankreich ein. Anfang des 17. Jahrhunderts wurden die ersten permanenten Siedlungen gegründet. Wirtschaftliche Grundlage waren vor allem der Pelzhandel und die ergiebigen Fischgründe vor der Ostküste Kanadas. Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Briten und Franzosen hielten von 1670 bis 1763 an, danach ging Ostkanada in den Besitz Großbritanniens über.
Das Land mit den zwei Kulturen und Sprachen wuchs zu einer Nation zusammen. Am 1. Juli 1867 schlossen sich die Provinzen Nova Scotia, New Brunswick, Ontario und Quebec auf der Grundlage des British North America Act zu einem "Dominion under the name of Canada", dem sogenannten Herrschaftsgebiet Kanada, zusammen. Seit 1879 wird die Gründung der Nation jeden 1. Juli am Dominion Day gefeiert,1982 wurde der Nationalfeiertag in Canada Day umbenannt. 1869 übernahm das Dominion of Canada das Land der künftigen Provinzen Alberta, Manitoba und Saskatchewan von der Hudson Bay Company. 1871 trat British Columbia der Konföderation nur unter der Bedingung bei, dass innerhalb von zehn Jahre eine Bahnverbindung zum Pazifik bestehen müsste. Das gigantische Projekt wurde in die Tat umgesetzt und im November 1885 trafen die Schienenstränge aus West und Ost in Craigellachie, British Columbia, aufeinander. Zweifellos verstärkte die transkontinentale Canadian Pacific Railroad das Gefühl der nationalen Einheit und trug dazu bei, dass das Land enger zusammen wuchs. 1873 folgte Prince Edward Island und Neufundland schloss sich 1949 an. Laut der Verfassung von 1982 ist Kanada eine parlamentarische Monarchie. Ein von der kanadischen Regierung ernannter Generalgouvaneur vertritt die englische Königin, die als Staatsoberhaupt gilt.